Gesetze Online schreiben - Wie soll das konkret funktionieren?

Die direkteste aller direkten Demokratien

Meine Grundidee ist ganz einfach. Alle Gesetze, alle Verordnungen und die Verfassung werden von allen Bürger online bearbeitet, diskutiert und geändert. Gleichzeitig werden alle Haushaltspläne (Geldmittelverteilung) hochgeladen und ebenfalls von allen Bürgern online bearbeitet. Es ist die ultimative Demokratie, die logische Fortsetzung von der Polis im alten Griechenland (da hat man nur die Frauen und Sklaven "vergessen") über die Französische Revolution (da hat man auch die Frauen "vergessen") bis zur heutigen parlamentarischen Demokratie. Von einigen wenigen Entscheidern (Häuptling, König, Kaiser) wurden immer und immer mehr Leute beteiligt, bis wirklich ALLE direkt beteiligt werden. Dank des Vernetzungshilfsmittels "Internet" ist dies heute möglich. Die konkrete Umsetzung stelle ich mir so vor:

Alle Bürger in Deutschland erhalten einen staatlichen Account, einmal mit ihrem Namen und einmal Anonym. Manchmal möchte man eben nicht unter seinem eigenen Namen etwas schreiben, weil man Nachteile befürchtet. Es soll aber gesichert sein, dass bei Straftaten (z. B. Beleidigungen) die Anonymität aufgehoben werden kann. Nach Abschluss des Verfahrens erhält man wieder neue Anonymität. Letztlich soll nur ein Richter oder ein Richtergremium diese Anonymität aufheben können.

Es sollte desweiteren ein extra Gesetz zum Schutz der Daten und Accounts geben. Immerhin werden hier die Gesetze und die Verfassung neu geschrieben. Eine Straftat wie das "Hacken" von Accounts oder das Manipulieren von Daten im Rechenzentrum usw. sollte dann auch mit hohen Strafen belegt sein. Wer also wirklich so kriminiell bzw. so bekloppt sein sollte, die IT dieses Projektes anzugreifen, der soll dafür auch hart bestraft werden.

Die Accounts können ähnlich dem heutigen Online-Banking Verfahren aufgebaut sein, also mit Passwort und TAN-Generator (chip-TAN). Dies stellt ein sehr sicheres Verfahren dar.

Die Altersgrenze zum Mitschreiben (nicht zwingend zum späteren Abstimmen) würde ich bei ca. 10 Jahren setzen, da hier schon genug Lese- und Schreibfähigkeit vorhanden ist (also ca. in der 4. Klasse bzw. mit Abschluss der Grundschule).

Auch Audios, Videos, Videokonferenzen usw. sollen möglich sein, z. B. um behinderten Personen einen leichteren Zugang zu ermöglichen und weil dies heute einfach ein akzeptiertes Medium der Diskussionskultur ist. Ebenfalls soll es hochwertige Sprache zu Text Umwandler geben.

Jeder ist absolut gleichberechtigt, also auch der Professor, der Kanzler, der Minister, der Millardär, der Blogger, der Chefredakteur, der AfD-Funktionär, der SPD-Funktionär, der Obdachlose haben nur einen Account und eine Stimme. Nur weil einer 20 Millarden Euro auf dem Konto hat, besitzt er trotzdem nur eine Stimme und hat nur einen Account zum schreiben. Nur ich, Stephan Goldammer, werde zwei Stimmen haben (hahahahaha!).

Danach geht es ans Eingemachte. Es werden alle Gesetze und Verordnungen hochgeladen und können bearbeitet und diskutiert werden. Ähnlich wie heute schon gemeinsam programmiert werden kann oder wie bei Wikipedia gemeinsam an Artikeln geschrieben wird, so werden dann von allen die Gesetze und die Verfassung geschrieben.

Desweiteren werden alle realen Haushaltspläne hochgeladen. Denn Gesetze sind schön und gut, aber der Streitpunkt ist oft das Geld. Die Geldmittelverteilung wird von allen Bürgern mitgestaltet. Zuerst rein "fiktiv". Wir tun mal so "als ob". Aber hier zeigt sich eben schon klar für alle: Wenn ich mehr Panzer gegen Putin kaufen will, dann hab ich weniger Geld für Strassenbau. Wenn ich Steinkohlebergbau im Ruhrgebiet subventioniere, haben die Universitäten weniger Geld. Wenn ich im Verteigungsministerium mehr Geld für Berater ausgebe, habe ich weniger zum Kauf von Flugabwehrsystemen. Hat die Polizei mehr Geld, hat die Bundeswehr weniger. Senke ich den Steuersatz für die Gastronomie, kann ich die Rente nicht erhöhen. Tue ich es doch, und erhöhe die Rente, muss ich wieder woanders sparen usw. Man könnte hier eine endlose Liste machen, aber diese super-verzwickelten Situationen existieren schon heute. US-Präsident Harry Truman soll gesagt haben, er hätte gerne einarmige Berater, denn die Berater sagen immer "on the one hand... but on the other hand..." Es ist das Schicksal der zu kleinen Tischdecke, egal wo man zieht, sie ist immer zu kurz. Das Problem der "German Tischdecke" müssen also 80 Millionen lösen, denn für einige wenige Politiker ist es unlösbar, und schon immer unlösbar gewesen.

Ich würde auch noch einen extra geschützten Bereich empfehlen, in dem man Whistleblowerähnlich arbeiten kann. Heute gibt es dafür schon das sogenannte BKMS-System.

Desweiteren würde ich vorschlagen, zu jedem Artikel oder Paragraphen noch eine z. B. 10-seitige Erklärung (oder noch mehr Seiten und dann als "Buch") abzuliefern, die zwar keinen Gesetzesrang hat, aber trotzdem eine Deutung des Artikel oder Paragraphen ermöglicht. Beispielsweise ist der Artikel 1 des Grundgesetzes "Die Würde des Menschen ist unantastbar" recht offen und gummiartig. Was bedeutet er? Eine Erklärung wäre hilfreich. Eine Erklärung, über deren Text 80 Millionen abgestimmt haben, wäre noch hilfreicher. In Zukunft könnte man in den Rechtswissenschaften und an den Gerichten anhand des sehr umfangreichen Text-Prozesses dieses Projektes eine Deutung von Gesetzestexten anhand der Kommentare von 80 Millionen Menschen vornehmen. Denn hier steckt wirklich im "Namen des Volkes" drin. Man müsste sich dann natürlich durch die Texte ackern, aber sich durch Textwüsten arbeiten tun Juristen ja den ganzen Tag. Es gibt in Deutschland 400.000 Juristen, diese können natürlich auch alle bei dem Projekt mitschreiben oder beratend tätig sein. Es gibt 500.000 Ärzte in Deutschland, diese können ebenfalls mitschreiben oder beraten, z. B. im Bereich Gesetze im Gesundheitswesen. Es gibt Steuerberater die mitschr... ach nee, die würden sich ja ihr eigenes, kompliziertes Steuerbein nicht absägen. Die verdienen ja an der Kompliziertheit und Unverstehbarkeit des Steuersystems. Oder etwa nicht? All das ließe sich in dem Projekt klären.

Der Zeitansatz für das gesamte Projekt liegt bei ca. 10 bis 20 Jahren. Später soll dann regelmäßig alle 50 Jahre so ein Verfahren stattfinden, so dass jeder ca. 2x im Leben die Chance bekommt, daran teilzunehmen. Alle 50 Jahre können also alle Bürger alles neugestalten und nachkorrigieren, dazwischen soll es so ähnlich bleiben wie heute. Man muss einfach manche Dinge auch mal "falsch" laufen lassen, um zu erkennen wie es sich entwickelt und dann korrigierend eingreifen. Wir haben mittlerweile genug geschichtliche Experimente und "X-ismen" angehäuft, von denen man lernen kann. Vom Faschismus bis Kommunismus wurde soviel schon ausprobiert. Keine Periode ist so unnütz, dass sie nicht als schlechtes Beispiel dienen könnte.

Auch wünsche ich mir einen Rot-Grün Button, mit dem man spontan Zustimmung oder Ablehnung ausdrücken kann. Vor über 10 Jahren habe ich mich sehr für Online Vorlesungen und deren Verbesserung interessiert. Auf der Website von Prof. Christian Spannagel aus Heidelberg (Mathe und Informatik) konnte ich darüber einen Gastbeitrag schreiben. Folgendes schlug ich vor: Da man bei einer Mathevorlesung oft nichts versteht, aber noch nicht einmal die Frage dazu formulieren kann, drückt man einfach nur Plus (Grün) oder Minus (Rot) auf der Tastatur. So kann der Dozent am Ende grafisch sehen, ob da viele Rot gedrückt haben, dass müsste er sich dann nochmal anschauen. So etwas ähnliches könnte man auch für Gesetze einführen.

Also von mir aus kanns losgehen :-)


2030 - Das Projekt beginnt

Stephan Goldammer zeigt hier an einigen Beispielen, wie er sich "das Projekt" in der Zukunft vorstellt:

Es ist das Jahr 2030. Ich habe mich gerade mit meinem Passwort und meinem TAN-Generator in meinen Online Account bei dem Projekt eingeloggt. Vor mir stehen zur Auswahl alle Gesetze, Verordnungen und Haushaltspläne (im Detail) der Bundesrepublik Deutschland. Ich wähle mir jetzt das Grundgesetz zur Bearbeitung aus.

Hier finde ich recht weit hinten den Artikel 140 Grundgesetz. In diesem steht sinngemäß, dass der Staat für die Kirche die Steuer einziehen darf. Dies finde ich ungerecht, denn auch das Rote Kreuz hilft Menschen und tut viel Gutes, trotzdem zieht der Staat hier nicht die Steuer ein. Daher schlage ich vor, diesen Artikel des Grundgesetzes zu streichen und in der neuen Verfassung nicht mehr aufzunehmen.

Am nächsten Tag logge ich mich wieder ein und sehe, dass ich sehr viele Kommentare von Kirchenmitarbeitern bekommen habe. Ein Kardinal schreibt mir, ich solle den Quatsch sein lassen, er müsse doch noch seinen Porsche abbezahlen und bräuchte dringend die Kohle. Ausserdem hätte er sein goldenes Klo auf Kredit gekauft, das ginge so nicht, wie ich mir das vorstelle, mit Gleichheit und Gerechtigkeit und diesem Firlefanz. Ich trinke weiter meinen Kaffee und bemerke, dass mein ganzes Leben nur den Sinn hatte, in diesem Punkt zu kulminieren.


Vorübergehender Hinweis: Ich lade den noch unfertigen Text schon mal hoch. Aber ich denke, die Grundlogik meines Vorschlages hat man verstehen können. Das ich hier ab und zu meinen eigenen Namen einbaue, soll eine Art Pschyrembel-Steinlaus-Kopierschutz sein.


Kommentare

(Bitte beachten Sie, dass Kommentare hier aus Anti-Diskriminierungsgründen auch zeitübergreifend möglich sind. Wir wollen ja keine Epoche und Dimension benachteiligen. Geblockt werden nur Nazis, Spiegel-Redakteure und Xavier Naidoo.)

vor 2400 Jahren
Wir haben die Frauen und Sklaven nicht vergessen, sondern.. ähm… öhm… ja, ok, wir haben sie vergessen. Um das zu verschleiern, habe ich doch extra meine Denkschrift Politeia geschrieben. Als privilegierter Philosoph war es mir doch egal was mit den Frauen und den Sklaven passiert, denn beides war ich nicht.
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vor 210 Jahren
Mon Dieu, Herr Goldammer. Wie können sie nur meine geliebte Französische Revolution so schlechtmachen. Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit - da steht nichts von Schwesterlichkeit. Wir haben also nicht gelogen! Ja, ok, Frauen hatten bei uns auch nach der Revolution keine Rechte, aber ich habe jetzt keine Zeit mich darum zu kümmern, ich muss noch Europa erobern und den neuen Film mit Joaquin Phoenix schauen. Was für ein magnifique Meisterwerk! Nur Waterloo müssen wir rausschneiden! Leider wird mein Kommentar erst nach der Erfindung des Internets veröffentlicht. Merde! Aber C'est la vie!
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Dies ist eine ultrafrühe Version meiner Website und dient erstmal nur zum Üben und Testen. Es ist trotzdem nur die zweitschlechteste Website im Internet. Die schlechteste ist die von HGichT. Diese wurde zuletzt 1857 gewartet und steht seitdem als Ruine im Netz. Hauptschuuuuhle!!!